Corporate Finance

Corporate Finance ist in jede Unternehmensstrategie eingebettet. Jede Tätigkeit muss finanziert werden. Zugleich gilt es, Kapital optimal einzusetzen, den Unternehmenswert zu steigern und Risiken abzuwenden.

All dies sind wesentliche Aufgaben von Corporate Finance. Doch wie lassen sich die Ziele wie Rendite, Wachstum, Zahlungsfähigkeit, Verbesserung der Unternehmensbewertung und Sicherheit aufeinander abstimmen? Welche Instrumente stehen zur Verfügung und wie können Investitionen beurteilt werden?

Auf dieser Seite befassen wir uns umfassend mit allen relevanten Fragestellungen rund um die Unternehmensfinanzierung. Neben einer Definition der grundlegenden Begriffe zeigen wir außerdem auf, wie SAP-Lösungen zur Optimierung von Corporate Finance beitragen.

Was ist unter Corporate Finance zu verstehen?

Corporate Finance lässt sich mit Unternehmensfinanzierung übersetzen. Die beiden Begriffe im betriebswirtschaftlichen Sprachgebrauch synonym zu verwenden, ist korrekt. Der Begriff „Finanzmanagement“ ist hingegen kein passendes Synonym, da er einen breiteren Anwendungsbereich als privatrechtliche Unternehmen umfasst.

Inhaltlich beschäftigt sich Corporate Finance damit, die Finanzierung (Mittelbeschaffung) und Investitionen (Mittelverwendung) in Unternehmen zu planen, zu steuern und zu überwachen. Das primäre Ziel ist es, die Liquidität des Unternehmens aufrechtzuerhalten. Daher betrachtet die Unternehmensfinanzierung alle Zahlungsströme und sorgt dafür, dass diese situationsgerecht geplant und gesteuert werden. Kontrollmechanismen geben Aufschluss darüber, ob die Planwerte eingehalten werden und sich die Finanzsituation stabil darstellt.

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Welche Ziele hat die Unternehmensfinanzierung noch?

Neben der Erhaltung der Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens verfolgt Corporate Finance zwei weitere wichtige Ziele: die Maximierung der Rendite und die Minimierung finanzieller Risiken. Diese beiden Vorgaben können jedoch in einem Widerspruch zu einander stehen.

So mindert eine hohe Liquidität die Rentabilität, da flüssige Mittel nicht „arbeiten“. Vielmehr liegen sie meist auf einem niedrig verzinsten Bankkonto. Da unzureichende flüssige Mittel jedoch existenzbedrohende Konsequenzen haben können, hat Liquidität regelmäßig Vorrang vor der Rentabilität. Die Unternehmensfinanzierung ist dafür zuständig, diese Aspekte abzuwägen und somit ein optimales Verhältnis zwischen Liquidität und Rentabilität zu realisieren.

Um dieser Aufgabenstellung gerecht zu werden, muss Corporate Finance ein geeignetes Risikomanagement betreiben. Es dient dazu, finanzielle Risiken wie Zahlungsausfälle oder Devisenschwankungen zu bewerten. Dies kann sowohl mit statistischen Analysen auf Basis von Vergangenheitswerten als auch mit zukunftsorientierten Methoden erfolgen.

Ein zukunftsorientierter Ansatz ist etwa die Simulation verschiedener Szenarien auf Grundlage der aktuellen Finanzsituation. Oft ist auch vom sogenannten „Worst-Case-Szenario“ die Rede, da ermittelt wird, was im schlimmsten Fall passieren könnte.

Auch die Unabhängigkeit des Eigentümers ist ein Ziel von Corporate Finance. Der Zusammenhang ist hier relativ simpel: Unternehmen, die sich rein aus Eigenkapital finanzieren, genießen höchste Unabhängigkeit. Eine zunehmende Aufnahme von Fremdkapital mindert die Unabhängigkeit hingegen aus mehreren Gründen:

  • Oftmals müssen Sicherheiten für Fremdkapital gestellt werden. Die entsprechenden Vermögensgegenstände sind dann nur noch eingeschränkt verfügbar.
  • Möglicherweise räumt sich der Fremdkapitalgeber das Recht zur Kontrolle oder gar zur Mitsprache ein.

In der ultimativen Ausprägung führt die Abhängigkeit so weit, dass der Fortbestand des Unternehmens ohne die Verlängerung von Krediten durch Fremdkapitalgeber nicht mehr gewährleistet ist.

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Wertsteigerung im Rahmen von Corporate Finance

Ein weiterer Schwerpunkt von Corporate Finance ist es, den Unternehmenswert zu maximieren. Eine gute Unternehmensbewertung ist nicht nur im laufenden Geschäft relevant. Sie spielt insbesondere beim Unternehmensverkauf eine Rolle.

Wenn dies bevorsteht, wird oftmals eine spezialisierte Beratung für Mergers & Acquisitions (M&A) hinzugezogen. Diese Dienstleister leiten wertsteigernde Maßnahmen ein und minimieren gleichzeitig negative Aspekte, um den Grundstein für einen hohen Preis beim Unternehmensverkauf zu legen.

Das „Gegenteil“ von M&A ist im Übrigen Private Equity. Insbesondere Unternehmen, die wachsen möchten, holen sich auf diesem Wege Investoren an Bord, die im Optimalfall sowohl Kapital als auch Know-how bereitstellen. Auch Private Equity erfordert oftmals professionelle Beratung.

Wie stellt sich der Prozess der Unternehmensfinanzierung dar?

Corporate Finance folgt einem Prozess mit festgelegten Schritten, die sich fortlaufend wiederholen. Der Finanzierungsprozess ist niemals abgeschlossen, da sich Finanzströme im Unternehmen ständig in Bewegung befinden. In der Grobdarstellung durchläuft der Bereich Corporate Finance folgende Phasen:

  • Schritt 1: Kapitalbedarf ermitteln
  • Schritt 2: Finanzierung realisieren
  • Schritt 3: Investition durchführen

Schritt 1: Ermittlung des Bedarfs an Fremdkapital

Für die Ermittlung des Kapitalbedarfs kann es mehrere Anlässe geben. Erstmalig ist diese Aktivität aus dem Bereich Corporate Finance bei der Gründung eines neuen Unternehmens erforderlich, um das notwendige Gründungskapital zu definieren. Bei bestehenden Unternehmen kann es sich um einen Finanzierungsbedarf für bevorstehende Investitionen handeln. Im Detail sind hier folgende Ausprägungen zu unterscheiden:

  • Wachstumsfinanzierung: Ein Unternehmen wächst und muss beispielsweise in Gebäude, Maschinen, Vorräte oder IT investieren.
  • Akquisitionsfinanzierung: Es ist Kapital für die Übernahme bzw. den Erwerb eines anderen Unternehmens erforderlich (Mergers & Acquisitions).
  • Umfinanzierung: Ein Unternehmen möchte sich beispielsweise unabhängiger von Bankkrediten machen. Es gibt Unternehmensanleihen aus, um die Bankkredite damit zu ersetzen.
  • Sanierungsfinanzierung: Das Unternehmen benötigt Kapital für Sanierungsmaßnahmen.

Die Kapitalbedarfsermittlung im Bereich Corporate Finance ist jedoch auch durchzuführen, um den Bedarf an flüssigen Mitteln zur Deckung laufender Kosten und kurzfristiger Verbindlichkeiten zu bestimmen. Die entsprechenden Werte liefert die Finanzplanung, da sie zu erwartende Einnahmen und Ausgaben gegenüberstellt. Der Saldo stellt den Kapitalbedarf (bzw. den Liquiditätsüberschuss) einer Periode dar.

Schritt 2: Geeignete Finanzierungsart ermitteln

Sobald der Kapitalbedarf ermittelt wurde, muss dieser im Rahmen von Corporate Finance durch eine geeignete Finanzierung gedeckt werden. Hierbei sind mehrere Finanzierungsarten zu unterscheiden. Sie richten sich nach der Rechtsstellung des Kapitalgebers und der Kapitalherkunft.

Hinsichtlich des Kapitalgebers ist eine Differenzierung zwischen Eigen- und Fremdfinanzierung möglich. Die Eigenfinanzierungzeichnet sich dadurch aus, dass frisches Geld zu Eigenkapital wird und somit unbegrenzt zur Verfügung steht. Meist erhält der Geldgeber eine Gewinnbeteiligung und außerdem direkten Einfluss auf (strategische) Entscheidungen. Die gängigste Form der Eigenfinanzierung für die Corporate Finance ist der Verkauf von Unternehmensanteilen (Private Equity).

Bei der Fremdfinanzierungzählt das frische Geld hingegen zum Fremdkapital und steht nur zeitlich begrenzt zur Verfügung. Der Kapitalgeber hat im Normalfall kein Mitspracherecht bei unternehmerischen Entscheidungen. Die Finanzierungsgebühren werden meist als festgelegte Zinsen gezahlt.

Was die Kapitalherkunft betrifft, so unterscheidet die Corporate Finance zwischen Innenfinanzierung und Außenfinanzierung zu unterscheiden. Die wichtigste Form der Innenfinanzierungist selbstverständlich der laufend erwirtschaftete Gewinn. Zudem lässt sich Kapital durch Vermögensumschichtungen wie den Verkauf von Anlagevermögen freisetzen.

Bei der Außenfinanzierungwird das erforderliche Kapital über den Kapitalmarkt beschafft. Dies kann einerseits durch zusätzliche Kapitaleinlagen der bestehenden Eigentümer oder durch Beteiligung Dritter geschehen. Bei letzterer Variante ist oft auch von „Private Equity“ die Rede. Der zweite übliche Weg ist die Aufnahme von Krediten. Weitere Formen der Außenfinanzierung für die Corporate Finance sind Leasing, Factoring und auch staatliche Förderungen.

Schritt 3: Durchführung von Investitionen

Der letzte Schwerpunkt im Corporate Finance Prozess ist die Kapitalverwendung. Sie wird auch Investition oder Kapitalallokation genannt. Investitionen sollen stets zielorientiert erfolgen. Das heißt, die Investitionsrendite soll über den Finanzierungskosten liegen, um Investitionsentscheidungen rentabel zu machen. Um dies sicherzustellen, muss die Kapitalverwendung fortlaufend kontrolliert werden.

MEINOLF SCHÄFER, SENIOR DIRECTOR SALES & MARKETING

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Welche Bereiche gehören zu Corporate Finance?

Corporate Finance lässt sich in der Praxis in mehrere Entscheidungsbereiche unterteilen, die entweder einen kurzfristigen oder einen langfristigen Entscheidungshorizont besitzen können. Das wesentliche Ziel ist es jedoch stets, die Kapitalrendite zu erhöhen oder die Kapitalkosten zu senken, um letztlich den Unternehmenswert zu steigern. Gleichzeitig sollen keine Risiken eingegangen werden, welche die Möglichkeiten des Unternehmens übersteigen. Dies sind die wesentlichen Betätigungsfelder:

  • Entscheidungen über Kapitalanlagen
  • Entscheidungen über Investitionen
  • Entscheidungen über Finanzierungen
  • Entscheidungen über Ausschüttungen (Dividenden)
  • Kurzfristige Finanzplanung (Management von Umlaufvermögen)

Entscheidungen über Kapitalanlagen

Das Management hat grundsätzlich zwei Möglichkeiten, mit überschüssigen flüssigen Mitteln umzugehen. Es kann langfristig in die Kapitalstruktur, in Projekte (z. B. Forschung und Entwicklung) oder in Anlagevermögen investieren. Das Ziel ist es hierbei stets, den Unternehmenswert zu maximieren. Besteht keine Möglichkeit, freie Liquidität in Kapitalanlagen zu investieren oder in die Kapitalstruktur einzubringen, so sollte sie an die Anteilseigner ausgeschüttet werden. Kapitalanlageentscheide im Bereich Corporate Finance umfassen also neben Investitions- und Finanzierungsentscheidungen auch die Dividendenpolitik.

Entscheidungen über Investitionen

Im Unternehmen stehen naturgemäß nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung. Oftmals konkurrieren Geschäftsfelder und Projekte um Budgets. Eine wichtige Aufgabe von Corporate Finance ist es daher, belastbare Investitionsentscheidungen zu treffen. Hierfür muss der ROI jeder Investitionsmöglichkeit möglichst genau bewertet werden. Im Regelfall werden Projekte mit der höchsten Kapitalrendite als erstes umgesetzt. Weitere Bewertungsmethoden sind die Break-even-Analyse, die Barwertmethode, das Equivalent-Annual-Cost-Verfahren (EAC) und der sogenannte interne Zinsfuß.

Problematisch an rein monetären Bewertungsmethoden ist, dass „weiche“ Faktoren nicht in die Betrachtung einbezogen werden. So können Projekte im Bereich Forschung und Entwicklung beispielsweise völlig neue Chancen für ein Unternehmen eröffnen, was selbstverständlich nicht unberücksichtigt bleiben darf. Es kommen deshalb flexiblere Werkzeuge zur Anwendung, die auch Aspekte dieser Art bewerten. Hierbei werden mehrere mögliche Entwicklungen „simuliert“ oder Variablen in die Berechnung eingefügt.

Entscheidungen über Finanzierungen

Die Rendite einer Investition wird stets davon beeinflusst, ob sie aus Eigenkapital, Fremdkapital oder einem Mix aus Beidem finanziert wird. Corporate Finance hat hier die Aufgabe, den idealen Finanzierungsmix zu finden. Bei der Wahl einer geeigneten Unternehmensfinanzierung müssen zahlreiche Faktoren berücksichtigt werden.

Den Rahmen bildet die sogenannte Kapitalstrukturpolitik. Sie legt das Verhältnis von Eigenkapital zu Fremdkapital langfristig fest. Auf dieser Basis wird zusätzlicher Kapitalbedarf dann entweder über Eigen- oder Fremdfinanzierung gedeckt (vgl. Abschnitt „Geeignete Finanzierungsart ermitteln“). Des Weiteren hat Corporate Finance die Aufgabe, die Kapitalaufnahme hinsichtlich Betrag und Termin möglichst genau zu planen, sodass die Aufwendungen für Investitionen stets gedeckt sind.

Weitere Informationen finden Sie auch auf diesen Seiten: SAP S/4HANA Projektmanagement, SAP S/4HANA Cloud und SAP S/4HANA Greenfield.

Entscheidungen über Ausschüttungen (Dividenden)

Existieren keine Möglichkeiten für Investitionen mit positivem ROI, so muss überschüssige Liquidität an die Investoren ausgeschüttet werden. Die Dividende richtet sich auch nach der Erwartungshaltung der Aktionäre. Bei im Wachstum befindlichen Unternehmen (sog. Growth-Stocks) wird beispielsweise erwartet, dass freie Geldmittel im Unternehmen für das eigenfinanzierte Wachstum eingesetzt werden, wodurch auch der Aktienwert steigt.

Ein anderer Grund für die Einbehaltung von Überschüssen können künftige Investitionsmöglichkeiten (z. B. Unternehmensübernahmen, Mergers & Acquisitions) sein. Hier wird oftmals professionelle Beratung hinzugezogen. Am Rande sei erwähnt, dass ein zu hoher Bestand an Barmitteln das Risiko eines Fremdübernahmeversuchs erhöht. Das Finanzmanagement muss also für einen angemessenen Kassenbestand sorgen.

Kurzfristige Finanzplanung (Management von Umlaufvermögen)

Nachdem wir uns mit den strategischen und langfristig angelegten Entscheidungen im Corporate-Finance-Bereich beschäftigt haben, betrachten wir nun die operative, kurzfristige Finanzplanung. Diese wird auch Management des Umlaufvermögens genannt. Das primäre Ziel ist es, sicherzustellen, dass jederzeit genügend flüssige Mittel zur Deckung laufender Ausgaben und anstehender Verbindlichkeiten zur Verfügung stehen.

Per Definition befasst sich das kurzfristige Finanzmanagement mit Entscheidungen, die maximal die nächsten zwölf Monate betreffen. Im Fokus steht die Optimierung von Zahlungsflüssen und Renditen in den nächsten Planungsperioden.

Zwar soll das Nettoumlaufvermögen jederzeit die Verbindlichkeiten abdecken. Gleichzeitig muss jedoch auch sichergestellt werden, dass möglichst wenig Kapital im Umlaufvermögen gebunden ist. Es gilt daher, Kassenbestände, Lagerbestände und offene Forderungen so klein wie möglich zu halten. Zur Erreichung dieser Ziele stehen mehrere Instrumente zur Verfügung:

  • Cash Management: Das Cash Management berechnet tagesgenau den notwendigen Kassenbestand zur Begleichung fälliger Rechnungen. Es berücksichtigt hierbei auch die zu erwartenden Zahlungseingänge. Kurzfristig freie Liquidität wird durch das Cash Management am Kapitalmarkt angelegt, um Renditen zu erzielen.
  • Optimierung von Lagerbeständen: Hierbei erfolgt eine Absenkung der Lagerbestände auf ein Minimum, ohne jedoch den laufenden Betrieb bzw. die Produktion einzuschränken. Ein gängiger Ansatz ist beispielsweise die Just-in-time-Belieferung.
  • Debitoren-Management: Dieser Bereich befasst sich mit der Definition optimaler Kreditrichtlinien wie Zahlungsbedingungen. Kunden sollen unter anderem dazu bewegt werden, offene Forderungen schnell zu begleichen oder zusätzliche Einkäufe zu tätigen.
  • Kurzfristige Refinanzierung: Hier besteht einerseits die Möglichkeit, Lieferantenkredite zu nutzen. Gewährte Zahlungsziele werden hierbei voll ausgeschöpft, wodurch sich das im Lager gebundene Kapital idealerweise komplett finanzieren lässt. Eine weitere Möglichkeit zur Beschaffung kurzfristiger Liquidität ist der Forderungsverkauf (Factoring).

Welche Rolle spielt das Risikomanagement im Bereich Corporate Finance?

In der Unternehmensfinanzierung müssen mehrere Risiken berücksichtigt werden. Zu nennen sind insbesondere:

  • Schwankungen von Rohstoffpreisen
  • Veränderungen von Zinssätzen
  • Wechselkursschwankungen
  • Kursrisiken (Änderungen von Aktienkursen)

Die Risiken müssen mit geeigneten Finanzinstrumenten kompensiert werden. Auch spielen sie eine wichtige Rolle im Cash Management. Sie müssen hier in Form eines Puffers berücksichtigt werden. Zudem müssen Finanzrisiken in Finanzierungs- und Investitionsentscheidungen einbezogen werden.

SAP und Corporate Finance: Chancen und Möglichkeiten

In der Geschichte neu vorgestellter SAP-Produkte konnte der Bereich Corporate Finance oftmals als erster von den neuen Möglichkeiten profitieren. Dies gilt auch für die aktuelle Produktgeneration SAP S/4 HANA. Schon 2014 war „Simple Finance 1.0“ für SAP Business Suite powered by HANA verfügbar. Allerdings konzentrierte sich diese Komponente noch auf das Cash- und Liquiditätsmanagement. Seither wurde eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen.

Unter der Bezeichnung „SAP S/4HANA Finance“ stellte der Walldorfer Software-Anbieter ein Lösungspaket für alle relevanten Bereiche des Finanzwesens vor - darunter Budgetierung, Planning, Accounting und Forecasts. Die finanzwirtschaftlichen Funktionen reichen von der allgemeinen Finanzplanung und -analyse über die Buchhaltung bis hin zu Jahresabschlüssen, Konsolidierung sowie zum Compliance- und Risikomanagement.

Beachtlich ist die Performance, welche nicht alleine durch die In-Memory-Datenbank HANA entsteht. Das „S“ in SAP S/4HANA steht nicht grundlos für „simple“. Dahinter verbirgt sich das Leitbild einer radikalen Vereinfachung der Software - so auch im Bereich Corporate Finance. Hierfür wurden zahlreiche Elemente kombiniert und schlanker gestaltet.

Die sicherlich einschneidendste Veränderung ist die Zusammenführung der ehemals getrennten Funktionsbausteine Finanzwesen (FI) und Controlling (CO). Auch Kostenarten existieren nun nicht mehr. Sie werden als Sachkonten geführt. Finanzbuchhaltung und Controlling teilen sich einen einzigen Beleg. Sämtliche Daten aus Haupt- und Nebenbuch werden in einem zentralen Repository gespeichert. Abweichungen und Abstimmungsprobleme sind somit ausgeschlossen. Auch vereinfacht sich die Auswertung der Informationen deutlich.

SAP S/4 HANA Finance: neue Oberfläche

Auch die Benutzerführung wurde mit SAP S/4HANA Finance deutlich vereinfacht. Es kommt die HTML-basierte Fiori-Oberfläche zum Einsatz, die auf jedem Endgerät läuft. Das Frontend lässt sich personalisiert zusammenstellen. So haben Anwender beispielsweise die Möglichkeit, individuelle Reports zu erstellen und auf einfache Weise auf Planungen, Prognosen und Predictive-Analytics-Tools zuzugreifen. Sowohl operative als auch strategische Kennzahlen aus der Unternehmensfinanzierung lassen sich in Echtzeit abrufen und kombinieren. Bei Bedarf können Details via Drilldown nachverfolgt werden.

Die wichtigsten SAP-Funktionen für Corporate Finance

SAP unterstützt das Finanzmanagement im Unternehmen mit zahlreichen intelligenten Lösungen. Dies beginnt bereits bei der Finanzplanung und Budgetierung, die in S/4HANA in Echtzeit erfolgt. Zudem lassen sich „Was-wäre-wenn-Analysen“ durchführen, mit deren Hilfe Strategien bei Bedarf innerhalb kurzer Zeit angepasst werden können.

Auch das unternehmensweite Treasury, also die Erfassung und Steuerung von Zahlungsströmen, wird unterstützt. Hierfür sorgen beispielsweise automatisierte Cashflow-Prognosen und Realtime-Informationen zum täglichen Finanzstatus. Bei Bedarf kann zudem Big Data genutzt werden, um Finanzprognosen zu verbessern und Risiken zu minimieren. Im Bereich Risikomanagement überwacht die SAP-Software unter anderem Risikopositionen und Wechselkurse.

Mit dem SAP Cash Management stellen Unternehmen Transparenz zu ihrer Liquidität her. So können Barbestände beispielsweise nach Land, Währung, Buchungskreis oder Bank in Echtzeit analysiert werden. Zudem liefert das System globale Prognosen zur Liquidität und zu Bankguthaben.

Erwähnenswert ist außerdem die sogenannte SAP Cash Applikation. Sie realisiert einen intelligenten Rechnungsabgleich auf Basis der Machine-Learning-Technologie SAP Leonardo. Um hinzuzulernen, erfasst die Software zahlreiche Details kunden- und länderspezifischer Verhaltensweisen. Diese Informationen werden dann mit Daten zu neuen Zahlungseingängen und offenen Rechnungen aus S/4HANA kombiniert. In Summe werden hierdurch nicht nur Prozesse im Forderungsmanagement verschlankt. Die gewonnenen Erkenntnisse tragen auch zur Optimierung der kurzfristigen Finanzplanung bei.

Weiterbildung in Corporate Finance

Für eine Karriere im Bereich Corporate Finance sind verschiedene Aus- und Weiterbildungsoptionen verfügbar. Überwiegend richten sich entsprechende Angebote an Geschäftsführer sowie an Mitarbeiter aus den Bereichen Finanzbuchhaltung und Finanzierung. Aber auch Mitarbeiter aus der Beratung und aus dem Finanzsektor zählen zur Zielgruppe. Die Lehrgangsinhalte können sowohl strategische als auch operative Aspekte umfassen. Hierzu zählen insbesondere:

  • Aufbau und Analyse von Bilanzen
  • Unternehmensbewertung
  • Bedeutung und Interpretation von Finanzkennzahlen
  • Methoden der Budgetierung (z. B. Kapitalwertmethode, interne Zinsfußmethode)
  • Finanzinstrumente (verschiedene Finanzierungs- und Darlehensarten, rechtliche Aspekte von Kreditverträgen)

Neben Grundlagen und traditionellen Finanzierungsmöglichkeiten wie Bankkrediten stehen zunehmend auch moderne Instrumente der Finanzierung im Mittelpunkt. Hierzu zählt beispielsweise die Mezzanine-Finanzierung, eine Mischform aus Eigen- und Fremdfinanzierung. Methoden wie diese spielen nicht nur in der Corporte Finance von Unternehmen, sondern auch in der Beratung eine wichtige Rolle.

Neben Zertifikatslehrgängen und Kursen sind auch Bachelor- und Master-Studiengänge im Bereich Corporate Finance verfügbar. Oftmals beinhalten diese neben der Unternehmensfinanzierung angrenzende Wissensbereiche wie Controlling, Management oder Finanzdienstleistungen.

Ausblick: Verändern Kryptowährungen und Blockchain-Technologien die zukünftig Corporate Finance?

Blockchain-Technologien können nicht nur für die Zahlungsabwicklung bei Kryptowährungen genutzt werden. Sie besitzen auch das Potenzial, die Prozesse der Unternehmensfinanzierung zu optimieren. Dies liegt im Wesentlichen daran, dass die Blockchain Zwischenstationen überflüssig macht und die Kosten von Transaktionen senkt. Auch könnten Forderungen über die Blockchain-Transaktionsregister einem konkreten Inhaber zugewiesen werden. Durch die dezentrale Speicherung auf verteilten Rechnern ist das Register zudem sehr fälschungssicher. Die Echtheit jeder Transaktion wird somit bestätigt. Verträge, sogenannte Smart Contracts, lassen sich ebenfalls über die Blockchain abschließen. Die wichtigsten Voraussetzungen für die Abbildung von Finanzierungstransaktionen zwischen Unternehmen sind also gegeben. Somit bildet Blockchain eine neue Perspektive im Corporate Finance.

Bis dato mangelt es jedoch an Rechtssicherheit für Kapitalgeber und Kapitalnehmer. Hier sind zahlreiche Fragestellungen aus dem Datenschutzrecht, dem allgemeinen Schuld- und Sachrecht und dem Bankenaufsichtsrecht noch ungeklärt. Kurz: Solang keine verbindlichen Regelwerke von staatlicher Seite vorliegen, können die Potenziale von Blockchain für den Bereich Unternehmensfinanzierung nicht erschlossen werden.

Team Meinolf Schaefer 1

Meinolf Schäfer, Senior Director Sales & Marketing

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